21.03.2011

Aktuelle Presseschau: Stimmen und Kommentare zum Krieg in Libyen

In den westlichen Staaten, nicht nur in Deutschland, wird zur Zeit eine Debatte über Berechtigung, Sinn, Zweck und Risiken der westlichen Militärintervention in Libyen geführt. Deutschland hatte sich bei der Abstimmung über die zugrundeliegende UN-Resolution (Auszüge hier) enthalten.

Aktualisiert um 22.38 Uhr.

Warten auf Wunder in der Wüste: Die Briten und der Krieg
(Alexei Makartsev, blog.rhein-zeitung.de / 21.03.2011)
Es ist ein schwieriger Krieg. Natürlich hat der Despot in Tripolis aus Bosnien, dem Irak, Afghanistan und anderen Konflikten gelernt. Es gibt genügend Fanatiker um ihn herum. „Odyssey Dawn“ wird uns noch lange beschäftigen. Die angebliche arabische Einheit gegen Gaddafi ist eine Fata Morgana. Die Ressourcen der Koalition sind begrenzt. Es ist unmöglich, mit Raketen die Regierungstruppen zu bekämpfen, die sich in Misurate, Sirte und anderen Städten verschanzt haben. Es wird kein Wunder in der Wüste geben. Oder doch? Ich würde mich so gerne täuschen.


FR-Interview mit dem Politikwissenschaftler Volker Perthes: „Libyen wird gespalten sein“
(Michael Hesse, fr-online / 21.03.2011)
Man kann nur davor warnen, sich in einen Bürgerkrieg zu involvieren. Nicht nur, weil dies militärisch schwierig ist, sondern auch, weil es in Bürgerkriegen häufig wechselnde Frontverläufe und Parteien gibt, die vergleichsweise opportunistisch sind und mit der Herstellung einer rechtsstaatlich-demokratischen Ordnung wenig zu tun haben.


Questions autour de l'intervention en Libye
(Pierre COCHEZ et Agnès ROTIVEL, la-croix.fr / 21.03.2011)

Is Muammar Gaddafi a target? PM and military split over war aims
(Patrick Wintour and Ewen MacAskill, guardian.co.uk / 21.03.2011)David Cameron says Libyan leader may be a legitimate target while Chief of the Defence Staff said he was 'absolutely not'.

Kommentar zu Libyen
(Neue Osnabrücker Zeitung / 21.03.2011)

Die arabische Rolle bleibt symbolisch
(Astrid Frefel, standard.at / 21.03.2011)
Der schwammige Entscheid der Arabischen Liga zur Flugverbotszone über Libyen macht jetzt Probleme bei der Umsetzung - Noch macht man mit, aber der Präzedenzfall beunruhigt viele arabische Staatschefs.

Libye: Doit-on déclarer la guerre pour pouvoir la faire?
(Cécile Dehesdin, slate.fr / 21.03.2011)
La France avait-elle besoin de déclarer la guerre avant de pouvoir participer aux opérations militaires en Libye, mandatées par le Conseil de sécurité des Nations unies? Et la résolution de l’ONU est-elle une déclaration de guerre?

Die SPD, Westerwelle und der Libyen-Krieg: Kakophone Führung im Willy-Brandt-Haus
(Majid Sattar, FAZ.net / 21.03.2011)
Die SPD-Spitze ist nicht in der Lage, ihre Abgeordneten auf eine einheitliche Linie zu Libyen einzuschwören. Die Absicht, das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten, weicht der Kalkulation, dass Schwarz-Gelb auf allen Feldern attackiert werden müsse.

Diese Intervention ist durch nichts zu rechtfertigen
(Michael Walzer, standard.at / 21.03.2011)
An der Intervention in Libyen stimmt so vieles nicht, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen soll.


Analyse zu Deutschlands Verzicht auf einen Militäreinsatz in Libyen: Mit leichter Hand gestrichen
(Holger Schmale, fr-online / 21.03.2011)
Kanzlerin Merkel imitiert in Libyen, was sie Schröder im Fall Irak vorwarf. Sie sucht den Sonderweg und scheut den Militäreinsatz – mit Blick auf die Wähler.

Wieder nicht überzeugt
(Hans Monath, tagesspiegel.de / 21.03.2011)
Manchmal scheint sich Geschichte doch zu wiederholen. Mit ihrer Enthaltung im UN-Sicherheitsrat zur Libyen-Resolution hätten Angela Merkel und Guido Westerwelle Deutschland außenpolitisch isoliert, werfen SPD und Grüne der Kanzlerin und dem Außenminister nun vor. Es ist nur wenige Jahre her, dass die nun Kritisierten den Umgang eines SPD-Kanzlers mit dem UN-Gremium mit den gleichen Worten scharf verurteilten.

Pour ou contre l'intervention en Libye?
Meinungsforum auf libération.fr

Libyen: Strategie der Aufständischen Verloren in der Wüste
(Tomas Avenarius, sueddeutsche.de / 21.03.2011)
Die libyschen Rebellen sind nicht militärisch trainiert, haben keine Kommandostruktur und nur leichte Waffen. An Motivation mangelt es ihnen hingegen nicht. Der Bürgerkrieg könnte lang und hässlich werden.

Obama’s disastrous U.N. resolution
(Marc A. Thiessen, washingtonpost.com / 21.03.2011)
It tells you everything you need to know about Barack Obama’s worldview that he sought authorization from the United Nations, and not from Congress, before launching military action in Libya. (The fact is, as commander in chief, he required neither.) But putting aside the president’s obeisance to an international body over one representing the American people, the U.N. resolution he secured could prove to be a disaster for the Libyan people and American national security.

Libye: Gilles Kepel et Bernard Rougier décodent la situation
(ActuaLitté / 21.03.2011)
Face à la complexité de ce qui se produit actuellement sur le pourtour méditerranéen jusqu’au Moyen-Orient, il faut se refuser à toute simplification. Rien ne doit être analysé avec un regard occidental.

Sünde oder Pflicht?
(domradio.de, 20.03.2011)
Richtig oder falsch? Zu spät oder zu früh? Sünde oder Pflicht? Der Militäreinsatz der Vereinten Nationen in Libyen spaltet auch Kirchenvertreter weltweit. domradio.de dokumentiert die wichtigsten Stimmen.

Opinion: In Libya, an unstated mission
(Andy Green, baltimoresun.com / 21.03.2011)
The allied military strikes in Libya may well be, in British Prime Minister David Cameron’s formulation, “necessary, legal and right.” It is clear that Libya’s rebel movement would soon have collapsed without foreign help. The resolution authorizing force by the United Nations provides a legal basis for the action, and the mercilessness with which Libyan leader Moammar Gadhafi was training his military forces against his own people made it right. But that leaves other crucial questions, primarily: What is our objective, and can we achieve it through airstrikes alone?

Presseschau zur Libyen-Position: "Wir wissen nicht, wofür Deutschland steht"
(Oliver Sallet, SPIEGEL-Online, 21.03.2011)

Angriffe auf Libyen: Planlos in die Dämmerung
(Florian Güßgen, stern.de / 21.03.2011)
Die Kampfjets fliegen, die Bomben explodieren. Der Westen hilft den libyschen Rebellen und attackiert Diktator Gaddafi. Nur: Wie kommen die Angreifer da wieder raus? Drei Szenarien.

Fragen und Antworten zu Libyen: Ein Krieg ohne klare Erfolgsgarantie
(GODEHARD UHLEMANN, rp-online.de / 21.03.2011)
Der Weltsicherheitsrat hat angeordnet, eine Flugverbotszone über dem nordafrikanischen Libyen einzurichten und Machthaber Gaddafi davon abzuhalten, die eigene Bevölkerung zu bombardieren. Der Einsatz läuft auf Hochtouren. Er ist mit einer Fülle an militärischen und politischen Risiken behaftet.

Krieg in Libyen: Allianz der unterschiedlichen Motive
(sueddeutsche.de / 21.03.2011)

Wer A sagt ...
(Otfried Nassauer, freitag.de / 21.03.2011)
Frankreich übernimmt die Führung eines Angriffs auf Libyen, dessen Fortgang ungewiss ist: Werden am Ende doch Bodentruppen gebraucht, um Gaddafis Macht zu brechen?

Kommentar: Libyen - Deutscher Eiertanz
(Elisabeth Zoll, Südwest Presse / 21.03.2011)
Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass", unter dieses Motto lässt sich derzeit die deutsche Außenpolitik stellen. Es ist noch nicht lange her, da tönte Außenminister Guido Westerwelle (FDP), man stehe an der Seite der Freiheitsbewegungen in der arabischen Welt. Ganz so, wie es sich für die von ihm proklamierte "werteorientierte Außenpolitik" gehörte. Was folgte, war ein Eiertanz.

Leitartikel: Bomben für die Demokratie
(suedkurier.de / 21.03.2011)
Als die ersten Bomben auf Libyen fielen, saß die Nato noch beim Tee. Als die ersten Besatzungen an Bord der französischen, britischen und amerikanischen Militär-Jets auf den Auslöser drückten, eierte die Allianz noch rum, weil man bis dahin keinen Konsens gefunden hatte.Das größte und wichtigste Militärbündnis der Welt zeigte sich – zahnlos?

Krieg schafft keinen Frieden: Friedensbewegung protestiert gegen Bombardierungen
(Neues Deutschland / 21.03.2011)
An verschiedenen Orten Deutschlands wurde am Wochenende Protest gegen die Bombardierung libyscher Städte durch westliche Staaten deutlich. Es gab Mahnwachen und Protesterklärungen.

Libyen-Krise: Obamas Morgendämmerung
(Klaus-Dieter Frankenberger, FAZ.net / 21.03.2011)
Der amerikanische Präsident wollte diesen Krieg gegen das Gaddafi-Regime nicht. Doch ein Abschlachten der Aufständischen in Libyen konnte er nicht zulassen. Mit rhetorischen Kunstgriffen versucht Obama nun den Vergleich mit dem Vorgehen Bushs im Irak zu vermeiden.

Target in Libya Is Clear; Intent Is Not
(HELENE COOPER and DAVID E. SANGER, nytimes.com / 20.03.2011)
All the deliberations over what military action to take against Col. Muammar el-Qaddafi of Libya have failed to answer the most fundamental question: Is it merely to protect the Libyan population from the government, or is it intended to fulfill President Obama’s objective declared two weeks ago that Colonel Qaddafi “must leave”?

Kommentar: Berlin verliert die Führungsrolle
(Thomas Wels, derwesten.de / 20.03.2011)
Es ist atemberaubend, mit welcher Geschwindigkeit Schwarz-Gelb jahrzehntelang geltende Werte beiseitefegt. Der Beschluss, sich in der Libyen-Frage nicht an die Seite der westlichen Allianz und arabischen Staaten, sondern an die Chinas und Russlands zu stellen, ist eine verstörende Volte der Berliner Regierung – aber mitnichten ihre erste.  

Nicolas Sarkozy en «chef de guerre»
(Charles Jaigu, lefigaro.fr / 22.03.2011)
Emporté par sa conviction, le président a mené l'offensive diplomatique avant de prendre la tête de la coalition.


Libyen ist nicht gleich Tunesien und Ägypten
(Umar Tall, afrikanet.info / 18.03.2011)
Im UNO-Sicherheitsrat wurde beschlossen, dass die „Weltgemeinschaft“ in Libyen Kriegspartei  werden darf und zugunsten den Rebellen in der Cyrenaika militärisch eingreifen wird. Dass ein Teil der Rebellen eine militärische Offensive starteten und als Lynchmob Jagd auf GastarbeiterInnen aus afrikanischen Nachbarländern machte, scheint das Bild nicht zu trüben. Die „Arabische Liga“ befand, dass die Ex-Kolonie Libyen von Ex-Kolonialmächten diszipliniert werden müsse. Selbst Saudi Arabien stimmte in der AL für ein Eingreifen, während es selber Truppen nach Bahrain schickte um die DemonstrantInnen in Schach zu halten.

1 Kommentar:

  1. alles spiegelt sich, wie innen so aussen. Ich habe noch nie so gespaltene Menschen gesehen. Ich finde arabische Menschen zutiefst unaufrichtig. Sie heiraten und sind betrügend. Sie machen Verträge, die sie nicht halten. Sie fordern den Krieg, und hassen den Westen. Sie kommen als Asylanten und verachten die Ungläubigen. Genau deshalb sind diese Länder so gespalten und werden es bleiben.

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