04.02.2011

Eine Ära der Angst und Unterdrückung geht zu Ende

Von Magdi Omar

Eine Ära der Angst und Unterdrückung geht zu Ende. Die Tage eines ungerechten Herrschers sind gezählt. In seiner gestrigen Rede an die Nation bittet Mubarak das Volk, wie auch sein tunesischer Kollege, Ben-Ali Baba um Aufschub, damit er die notwendigen Reformen in der ihm noch verbleibenden Zeit einleiten kann. Er würde die Artikel 76 und 77, die den Weg zu den Präsidentschaftswahlen fast unmöglich gemacht haben, ändern. Darüber hinaus  rief er das Volk "zur Vernunft" auf. Aber das Volk glaubt ihm nicht, dass er die seit 30 Jahren verpassten Reformen in drei Monaten umsetzen kann.

Irhal ! - "Hau ab !"
Hau ab, hau ab, Pharao, das ist die Forderung von 80 Millionen!
إرحل، إرحل، يا فرعون، ده مطلب 80 مليون

Wach auf, wach auf, heute ist dein letzter Tag!
صح النوم، صح النوم،النهار ده آخر يوم

Freiheit, Freiheit!


So lauten während der vergangenen Stunden die Sprechchöre der Masse am Tahrîr-Platz, dem "Platz der Befreiung" in Kairo. Hunderttausende strömen in die Innenstadt von Kairo, um ihrem Zorn Ausdruck zu verleihen. Unter sehr schwierigen Bedingungen, chaotischen Zuständen und trotz Schlägerbanden sagen diese mutigen Menschen ein klares NEIN zu einem Regime der Folter, Unterdrückung und Missachtung der Menschenrechte.
Diese Banden sind in das Ägyptische Museum und andere Museen des Landes gewaltsam eingedrungen und haben viele Exponate zerstört und entwendet. Letzteres wurde vom Chef der Denkmalbehörde Hawas dementiert. Vor dem Ägyptischen Museum hat sich eine Menschenkette gebildet, um es zu schützen. Man liest, es seien Mumien und weitere Objekte zerstört bzw. entwendet worden. Ob dieser Schutz bzw. dieses Bewusstsein für andere Provinzmuseen möglich bzw. vorhanden ist, wage ich zu bezweifeln.

Es ist beinahe unmöglich, mit unseren Familien in Kontakt zu bleiben, weil das Mobil-, Kommunikations- und Verkehrsnetz von der Regierung bewusst lahmgelegt worden ist. Skype, Handys und Internet sind so gut wie tot. Momentan kann man nur über das Festnetz kommunizieren.

Auf dem Land, besonders im Nildelta, scheint die Lage unter Kontrolle zu sein. Gegen die marodierenden Banden hat sich eine Art Bürgerwehr gebildet, die nach Einbruch der Dunkelheit ihr Hab und Gut die ganze Nacht bewacht und vor Angriffen schützt. Es ist bereits zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Bevölkerung und diesen kriminellen Banden, den Schergen des Regimes, gekommen.

Laut dem "Electronic Egyptology Forum" geht es allen Mitarbeitern des Deutschen Archäologischen Instituts Abteilung Kairo (DAIK) gut. Familienangehörige mit Kindern, studentische Hilfskräfte, Praktikanten und Stipendiaten sind inzwischen ausgereist. Die festangestellten Mitarbeiter bleiben auch weiterhin vor Ort und befinden sich alle im gesicherten Botschaftsviertel im Kairoer Stadtteil Zamalek in unmittelbarer Nähe zum Institut und der Deutschen Botschaft. Die Grabungshäuser sind mit Ausnahme von Luxor nicht mehr besetzt. Die Sicherheitslage der Grabungsstätten ist von Provinz zu Provinz unterschiedlich, in den meisten Fällen sind die Antikengebiete von Polizei, Antikendienst oder durch Privatinitiativen gesichert. Alle Grabungshäuser wurden evakuiert außer Luxor. Fünf Mitarbeiter, die zunächst auf der Nilinsel Elephantine festsaßen, konnten die Region dagegen am Dienstag mit einem gesicherten Konvoi verlassen und wurden mit einer österreichischen Militärmaschine nach Wien ausgeflogen. Vor diesem Hintergrund versuchen viele ausländische Forscher und Wissenschaftler der German University Cairo (GUC), das Land zu verlassen. Am Kairoer Flughafen warten Tausende seit Tagen auf ein Ticket, um das Land zu verlassen.

Aktuell versammeln sich die Anti Mubarak-Demonstranten in immer größerer Menge am Tahrîr-Platz.und rufen: "Nieder mit Mubarak, dem Faruk-Doppelgänger, es reicht, Du erstickst uns!". Oder: "Mubarak ist eine Lüge, Gamal Mubarak ist falsch, die NDP ist Betrug und die Wahlen ist nichtig!"

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